Ich bin schüchtern

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Bist Du schüchtern hast Du verloren! Das predigen mir seit Jahren die lieben Menschen um mich drumherum – oft predige ich es mir selbst. Wie versteinert stehe ich da, fühle mich unwohl und denke mir: „MENSCH ELISABETH, jetzt sag doch endlich etwas.“ Aber es kommt einfach nichts raus. Habe ich etwas Wichtiges vor, träume ich dann nachts schon davon, dass ich zu einem wichtigen Termin will und es einfach nicht schaffe pünktlich anzukommen, und schaffe ich es doch anzukommen, passiert eine riesengroße Katastrophe. Ich male mir alle Situationen aus, spiele es immer wieder im Kopf durch. Ich hasse Ungewissheit und ungewohnte Umgebungen, ich brauche immer einen gewissen Ablaufplan, der möglichst immer wieder gleich ist. Oft kommt meine anfangs sehr schüchternde Art sehr negativ bei Freunden, Kollegen oder Vorgesetzten an. Sie denken meistens ich will nicht mit ihnen reden, bin arrogant und halte mich für was Besseres.

Manchmal bin ich dann aber auch total aufgeschlossen, vielleicht zu sehr aufgeschlossen. Es kommt immer auf das Gegenüber an. Ist jemand aufgeschlossen und gesprächig zu mir, bin ich es auch. Entgegnet mir jemand ruhig habe ich das gleiche Bild von dieser Person, denke sie ist eingebildet. Aber ich gebe zu bei 5% rede ich nicht weil ich die Leute nicht leiden kann. Ich bin leider der Typ Mensch, ich sehe jemanden und dann entscheidet sich in den ersten zehn Sekunden ob ich den Menschen leiden kann oder nicht und das ändert sich auch nicht mehr. In meiner Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Stellen sie sich bitte in den Verkauf und gehen Sie auf die Kunden zu. Ich entgegnete mit der Frage: „Wie soll ich die ansprechen? Warum denn das?“ Bei uns in Sachsen ist es nämlich noch so üblich, dass der Verkäufer auf den Kunden zu- und eingeht. In den ersten Wochen meiner Lehre war ich am Boden zerstört. Hab im Zug gesessen und geweint. Ich hatte totale Berührungsängste, was soll ich sagen und was ist wenn die Kunden total unfreundlich zu mir sind? Aber Übung macht bekanntlich den Meister, am Ende meiner Lehre habe ich ohne Hemmungen „bekannte“ Personen aus Dresden wie Katja Kühne, Olaf Schubert oder Eduardt Geier von Dynamo beraten und hatte große Freude daran. Natürlich habe ich Tiefschläge erlitten wenn Kunden nicht zufrieden waren mit meiner Beratung oder weil sie ein Problem mit meiner Person hatten. Nichts destotrotz liebe ich diesen Beruf, ich liebe es auf fremde Menschen zuzugehen. Der Weg dahin war ein sehr weiter und für mich anstrengender Weg. Unter engen Freunden bin ich eher schrill, laut und impulsiv. Das oder der Fremde hatte es also in sich. Um intensiver am Menschen zu arbeiten wechselte ich deshalb in die Pflege. Aber auch die Pflege stellte sich anfangs als Herausforderung dar. Plötzlich sollte ich Patienten waschen oder in ihre private Körperzone treten. Diese Distanzzone die jeder hat, denn wer steht schon drauf von wildfremden Menchen beispielsweise auf der Straße umarmt zu werden. Wir bilden einen Sicherheitsbereich um unseren Körper. Nur leider lässt es sich durch eine Krankheit oder das Altern nicht vermeiden fremde Menschen in diese Zone zu lassen. Mir hat die Ausbidlung und jetzt mein Job in der Pflege dazu geholfen offener zu werden. Berührungsängste abzuwerfen und mittlerweile kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass es anderen Menschen auch peinlich sein könnte. Natürlich spielt mein Blog und die Fotografie eine ganz besonders große Rolle. Dank der vielen Menschen die ich kennelerne und der unzähligen Shootings habe ich gelernt, mich auf andere Menschen einzuspielen, ob ich sie mag oder nicht spielt keine Rolle mehr – wobei ich sagen muss, dass ich viele liebe Menschen um mich drumherum habe, die ich mittlerweile alle als Freunde bezeichnen kann. Ein großes Thema sind bei mir ja die männlichen Fotografen, die Szene ist voll von Stümpern die einen nur im Aktbereich fotografieren wollen und dies auf unverschämte und penetrante Art und Weise. Ich bin also ein kleines dickes Mädchen und habe jetzt ein Jahr lang vermieden mich von Männern fotografieren zu lassen, das gebe ich offen und gern zu. Nun stehe ich in Kontakt mit männlichen Fotografen und es wird bald einige Shootings geben. Unter Frauen oder besser unter Sarah und mir ist das natürlich etwas ganz anderes. Ich muss mir also keine Gedanken machen, es ist eine gewohnte Situation sie hinter der Kamera zu sehen und genau das verleiht auch meinen Fotos den Ausdruck. Ich fühle mich sicher und wohl und genau das macht ein gutes Bild aus. Natürlich war das nicht immer so, ich habe mich einfach immer wieder dieser Situation gestellt. Es sind etliche Bilder im Papierkorb gelandet einfach weil ich total ängstlich aussah. Und selbst heute wo ich seit fast einem Jahr My Curvalicious Life schreibe landen auch noch Bilder im Ausschuss. Ich kann nur sagen Übung macht den Meister. Man sollte sich immer seiner Angst stellen, sich überwinden und sich herausfordern. Und wer dabei immer noch er selbst ist hat alles richtig gemacht.

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