Blicke ich auf die letzten 4 Jahre zurück, dann haben mich die letzten Monate besonders geprägt, ich habe gelernt was es heißt, vollkommen alleine zu sein. Immerhin fühlte es sich so an als ich abends in meinem Bett lag. Natürlich war ich nicht alleine, meine Katzen hat sich auf meiner Decke breit gemacht und ganz laut geschnurrt. Ich habe viel nach gedacht, reflektiert und gegrübelt.
Die ein oder andere Träne ist geflossen, zwischenzeitlich war ich wütend und enttäuscht. Ich habe immer geglaubt, dass das Leben mehr für mich bereit hält. Dass ich eine große Schar an Freunden haben würde mit denen ich Lagerfeuer bauen, Marshmallows grillen und Sangria trinken würde. Die mit mir in warmen Sommernächten durch den Regen tanzen und bei denen ich mir Sonntags eine Tüte Mehl ausleihen könnte. Nach der Schule kam alles anders, jeder machte sein Ding, die härtesten Kumpels landeten im Anzug bei der Sparkasse, die zickigsten Tussis wurden Krankenschwestern und ich? Ich zog einfach weg. Ohne darüber nachzudenken was ich hinter mir lassen würde. An diesem Tag begann mein Leben als egoistische Person – auf der Suche nach dem Glück und dem Streben nach Freiheit.
Ich habe dieses Gefühl in meinem Bauch, dass es im Leben immer Schattenseiten geben wird, wer kann schon von sich sagen ein Jahr – oder nur einen Monat gelebt zu haben in dem alles, wirklich alles perfekt war? Und dann denken wir plötzlich wieder an früher. Ja, früher war alles besser. War es natürlich nicht. Ich weiß noch damals, in der Mittelschule. Unsere dickärschige Klassenlehrerin spielte uns gerade einen englischen Dialog vor. Ich saß in meinem Hoodie und Chucks in der letzten Reihe und starrte aus dem Fenster. Ach – wäre ich doch endlich erwachsen, endlich Geld verdienen, nie wieder englische Dialoge übersetzen und nie wieder meine dämlichen Mitschüler sehen. Ich dachte es wäre die schlimmste Zeit meines Lebens. Heute als ich das Gefühl verspürte es würden wieder alle Stricke reißen, habe ich mir gewünscht wieder auf in der letzten Reihe meiner Klasse zu sitzen. Wenn ich heute jetzt da wäre, würde ich denken – ach hast du ein sorgenfreies und unbeschwertes Leben. Mir ist klar geworden es wird sich nie etwas ändern. Ein Leben lang werden wir lieben, glücklich oder unglücklich. Ein Leben lang werden wir für unser Glück kämpfen, erfolgreich oder vergebens. Schlechte Nachrichten wird es immer geben und Streit und Missgunst. Wir alleine sind verantwortlich für unser Glück. Wir alleine richten und entscheiden über unser Wohlbefinden. Ich habe gelernt jeden Morgen mit einem Lächeln aufzustehen. Alle Streitigkeiten hinzunehmen, kommentarlos. Jeder Tag in unserem Leben kann der letzte sein und ich persönlich möchte mit 102 im Rollstuhl sitzen und einem heißen Pfleger auf den Arsch hauen. Bis dahin werden viele Menschen aus meinem Leben gehen, viele hineinkommen. Ich werde so viele Schicksalsschläge erleben. Aber das ist das Leben. Es war immer so und es wird immer so bleiben. „Denn du bist des Glückes Schmied.“
Hallo Elisabeth! Das hast Du wunderbar geschrieben. Und ich kann Dir sagen, dass ich in Deinem Alter ähnliche Wünsche, Sorgen und Gedanken hatte. Und wenn Du dann irgendwann mal in mein Alter (44 :-)) gekommen bist, dann wirst Du merken, dass das Leben Dir die Freunde bereit hält, die mit Dir am Lagerfeuer sitzen, mit denen Du lachen und weinen kannst und die Dich schätzen, weil Du so viele schöne Dinge über das Leben weisst und…. auch danach lebst!